„Ich fühl mich Elbe – nananana, ich fühl mich Elbe…“

9. Sächisches Wanderrudertreffen im Meißner Ruderclub „Neptun“ (06.09.-08.09.2024)

 

Keine Ahnung, wie er sich an die Elbe verirrt hat: der Neptun – denn eigentlich sind die Tiefen des Meeres seine Heimat – aber an der Elbe muss man aufpassen, bloß nicht neben der Fahrspur zu rudern, sonst sitzt man auf.

Vermutlich hat er sich im Meißener Ruderclub einfach zur Ruhe gesetzt – fernab aller Gottheiten und Abgründe – und trotzdem mit einem zuverlässigen Maß an Strömung – schließlich war er zuerst der Gott der fließenden Gewässer.

Dummerweise hat Neptun nicht mit dem sächsischen Wanderrudertreffen gerechnet: denn da störten seinen wohlverdienten Alterssitz mehr als 30 „Ausländer“. Mit den Dresdnern und Meißnern kommt er zurecht, aber Ruder*innen aus Königswusterhausen, MagdeburgNiederkassel, Karlstadt am Main, Rostock und gar Kiel: das war ihm einfach zu viel!

Deshalb ließ Neptun sich zwei Tage nicht blicken, als sechs Boote mit den Namen all unserer schönen Fließgewässer am Samstag (7.9.2024) in Pirna zu Wasser gelassen wurden: Donau, Main, Mosel, Oder, Weser (2x) und ein Zweier mit Steuermann mit dem Namen Rathen.

 

Schon am Abend vorher durften sich die früher angereisten Abenteurer durch die romantische Sonnenuntergangsstimmung am Meißner Marktplatz fachkundig von einem Mitglied des Dresdner Rudervereines geführt – verzaubern lassen.

 

Wer es schaffte, erklomm anschließend die Albrechtsburg und bewunderte den Dom sowie den Ausblick von oben auf Stadt und Elbe.

 

Am Samstagmorgen nach dem Frühstück belegten die Ruderer eine Etage in der S-Bahn, und sorgten für gute Laune beim Schaffner – sie waren schließlich noch „frisch“ ausgeruht.

Dr Bernhard Trui  (Leiter der Kommision Wanderrudern des LRV Sachsen/Dresdner RV) hatte alles auf seinem ausgetüftelten Plan stehen – wer mit wem und wohin – ab dem Kanuclub Pirna, da der Pirnaer Ruderverein selbst eine Regattaveranstaltung hatte.

 

Unter deren lautstarkem und ermunternden „Immer eine Handvoll Wasser unter dem Kiel“-Verabschiedung des Pirnaer Rudervereines (was wie gesagt bei der Elbe durchaus seinen un-tieferen Sinn hat) ging es stetig stromabwärts.

So manch Ausländer kämpfte mit der ungewohnten 0-0 Riggerung – die Einheimischen trugen es – zumindest äußerlich – mit Fassung und gaben Tipps.

 

Zwischenstopp beim Dresdner Ruderverein mit lecker Bierchen und dem fantastischen Kuchen von einem Mitglied des Ruderclubs Alr-Werder Magdeburg, der sein Neuwasser feierte! (Danke an dieser Stelle auch noch für den ebenso genialen Kartoffelsalat!).

 

Vorbei an der „Elbflorenz“ durch die Dresdner Brücken – unter anderem der Carolabrücke, die wohl so durch unsere Ruderschläge erschüttert wurde, dass sie drei Tage später einstürzte…!

Wer Glück hatte, landete in dem Boot (Main!), das die Gohliser Windmühle ansteuerte – und dort ein kühles Bierchen genießen konnte. Der Obmann des Bootes Main aus dem Meißner Ruderclubließ sich diesen Abstecher nicht nehmen.

Aber so jedes Boot hatte seine eigene Pausenstrategie bei gnadenlosen 30 Grad im Sonnenschein: beliebt vor allem ein Nacktbad in eine der Buchten.

 

Wie sagte einmal eine Leistungs-Kanutin, die auf Rudern umgestiegen war: „Ich glaube beim Rudern geht es darum, möglichst viel zu rudern, um nachher möglichst viel essen und trinken zu können“ – Wie wahr! Angekommen in Meißen hatte der Grillmeister Not, nachzukommen.

Neben Meißner Wein gab es auch eingeschmuggelten Franken-Silvaner – und natürlich einheimisches Bier aus dem Zapfhahn. Jeder Wanderruderer kann sich vorstellen, wie gesellig der Abend verlief.

 

Am nächsten Tag gab es ein Frühstücksbuffet, das keine Wünsche offen ließ: gezaubert von der Meissner Kitchen-Crew. Ein dreifaches „Hipp, Hipp, Hurra!“

Dann in neuer Aufteilung in die Boote. Etwas verwirrend war die Einschleusung der zweiten Weser.

Aber wie der olle Neptun (bestimmt) schon zu sagen pflegte: Fließgewässer kann es nie genug geben! (Und schon gar keine Boote, die so heißen!).

 

Der Obmann des Bootes Weser des Meißner Ruderclubs entpuppte sich als perfekter Fremdenführer und so lernten wir in unserer „Weser“, dass die Hamburger Hafenmauern aus Meißner Porzellan – äh, quatsch – Granit sind, dass man leider nicht mehr mit dem Dampfboot zum Gasthof Ross zum Spargelessen fahren kann, dass nur der böse Bruder noch ein Eck der Elbe bewacht, der andere (vielleicht liebe?) weggesprengt wurde, dass die Russen und die Amis nach dem Zweiten Weltkrieg nicht zuerst in Torgau, sondern zuerst in Strehla zusammenkamen (Das erste Treffen, dokumentiert durch Morgenmeldeeinträge, fand am 25. April 1945 am Elbufer bei Strehla statt), dass es vor der Kläranlage am Ufer den Beruf der „Jauchpietscher“ (oder so…) gab, dass das erste Porzellan in der Albrechtburg direkt gefertigt wurde und dass die Preußen und die Sachsen ob ihrer Sturheit beim Flußvermessen neben Kilometerstand 121 einen Kilometer 121A eingeführt haben: wohl einzigartig auf der Welt!

 

Mit kurzen Zwischenstopps ging es gefühlt endlos durch die öde Steppe – äh, natürlich durch ein wunderschönes Vogelschutzgebiet.

Nur ein paar Schafs- und Kuhherden sowie Pferde sorgten für Abwechslung unter der heißen Wüstensonne.

Umso erleichteter war jeder, als er die 90-Grad-Einfahrt zum Zielort Mühlberg/Elbe erreichte – wo uns die Vereinskollegen des Mühlberger Rudervereines freundlich mit Getränken und den leckeren Gerüchen von Bratwurst, Steaks und irgendeiner panierten Wurst (einheimische Delikatesse) willkommen hießen.

Obwohl so nach und nach jedes Boot eintrudelte und Zeit genug gewesen wäre, wurde das Gruppenfoto verpaßt! Bernhard, Deine Planung!?

 

Boote sauber machen, abriggern, klönen, faul auf der Wiese rumliegen, verladen – bis uns der Bus abholte.

„Ich fühl mich Disco, ich bin so heiß, Disco, Disco, sexy in the night…“ Eine Ruderkameradin aus Königswusterhausen entpuppte sich als perfekte Animateurin und sorgte für Klassenausflugsstimmung im Bus – aber nur bei denen, die noch nicht ins Koma gefallen waren.

 

Den ernüchternden Rest des Tages kann sich jeder vorstellen: abladen, aufriggern, Taschen schleppen, verabschieden.

Bernhard machte natürlich drei Kreuze, als alle des Weges zogen – voller Eindrücke zweier wunderbarer Rudertage!

Wer genau aufgepaßt hat, der hat sogar Neptun entdeckt, obwohl er sich versteckt hatte: im Fenster des Clubraums.

Er wird mit den Meißnern, Dresdnern und Pirnaern nach unserem Verschwinden erstmal angestoßen habe!

 

Vielen Dank für alles, Bernhard und Team!

Bernadette Schrama, Ruderclub Karlstadt am Main

Nach oben scrollen