Bei unseren Nachbarn in Brandenburg gab es jüngst eine zukunftsweisende Entscheidung für den Wassersport in der Region. Nur rund 3 km Luftlinie zur sächsisch-brandenburgischen Landesgrenze und rund 20 km von Torgau entfernt wurden die politischen Weichen für eine „Regattastrecke für touristische und sportspezifische Zwecke“ gestellt. Der Mühlberger Stadtrat hat einstimmig beschlossen, dass der „Ost-See“ zukünftig als Regattastrecke nebst touristischer Infrastruktur ausgebaut werden soll.
Auch wenn die Arbeiten der Süderweiterung des Werkes II der Mühlberger Elbekies GmbH noch andauern, so gilt das Areal nun als „ausgekiest“ und die bergbaurechtlichen Aktivitäten werden peu à peu zurückgefahren. Bis Ende des Jahres muss das Unternehmen einen Abschlussbetriebsplan beim Landesbergamt vorlegen. Daher musste schon jetzt eine Positionierung erfolgen.
Schon 2017 hat der damalige Elbekies-Geschäftsführer Robert Finke, der selbst aktiver Ruderer war, bereits die Idee einer Regattastrecke ins Spiel gebracht. Letztlich ist es drei Personen besonders zu verdanken, dass der Gedanke nun einen Schritt weiter in Richtung der Realisierung rückt. Der Mühlberger Ruderchef Matthias Lohfink hat die Connections zu Ruder- und Kanuverbänden forciert. Der jetzige Elbekies-Geschäftsführer Ralf Göhringer steht zur Idee seines Vorgängers und ist bereit mit dem Betrieb entsprechend zu unterstützen. Die Dritte im Bunde ist Ulrike Hartmann, Präsidentin des Landesruderverbandes Brandenburg, die die Ruder- und Kanuverbände der Region mit ins Boot geholt hat.
Bei einem Vororttermin konnten sich Vertreter der Ruder- und Kanuverbände aus Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen ein Bild von den örtlichen Gegebenheiten und Möglichkeiten machen. „Die reine Regattastrecke ist 1.700 Meter lang und nach der endgültigen Auskiesung etwa 340 Meter breit.“ So Ralf Göhringer zu den Ausmaßen des Areals. Für Kanuten würde sie somit sogar Olympianorm haben. Doch auch für Ruderer wäre die Strecke durchaus interessant, schließlich wird beim Bundeswettbewerb und bei den Masters standardmäßig nur über 1.000 Meter gerudert. Wenn man bedenkt, dass bei Olympia 2028 in Los Angeles vermutlich die Streckenlänge auch nur 1.500 Meter betragen wird, könnte sich die Distanz ggf. öfter in einem Regattaprogramm wieder finden.
Holger Hoffmann, Präsident des Landesruderverbandes Sachsen, bekräftigt die Positionierung pro Regattastrecke in Mühlberg: „Wir haben natürlich großes Interesse an einer solchen perspektivischen Sportstätte in direkter Nachbarschaft. Aktuell haben wir lediglich auf der Eilenburger Kiesgrube die Möglichkeit auf einem stehenden Gewässer eine Regatta mit 6 Bahnen durchzuführen. Zudem haben wir sehr gute Erfahrung in der länderübergreifenden Zusammenarbeit gemacht und pflegen auch zu den Brandenburger Ruderfreunden einen sehr guten Draht.“
Nun müssen aber erst einmal die nächsten bürokratischen und organisatorischen Schritte gegangen werden. Förderung und Finanzierung müssen gesichert werden. Dafür bedarf es einem stichfesten Konzept samt realistischer Kostenschätzung. Obendrein dürfen auch die naturschutzrechtlichen Belange (Mauerschwalben im Uferbereich) und notwendigen baulichen Maßnahmen (Ufer- und Böschungswinkel) nicht außer Acht gelassen werden. Wenn das alles passt, dann heißt es hoffentlich bald „Attention-Row“ auf dem „Ost-See“ in Mühlberg.
Foto: Jens Berger